Pressemitteilung vom 09.09.2020

Zum Beitrag in der HAZ/LN v. 29.8.2020 – Wirtschaftsförderungskonzept Hemmingen

Vorwort

Der AKOrtsentwicklung im BVDevese steht dem Entwurf skeptisch bis ablehnend gegenüber. Das oberste Ziel unserer politischen Aktivitäten ist darauf ausgerichtet, den Kfz-Verkehr in Devese zu reduzieren. Dies kann u.a. erreicht werden, indem keine weiteren verkehrserzeugenden Gebäude an der K221 erstellt werden. Die Weetzener LStr. ist durch Dauerstaus schon heute eine sehr starke Belastung für die Deveser und steht teilweise vor dem Verkehrsinfarkt. Obwohl diese unakzeptable Situation bekannt ist, wird im Entwurf noch die Ansiedlung weiteren Gewerbes angedacht. Das lehnen wir aufs Stärkste ab. Unerklärlich bleibt der Vorgang, dass die Verwaltungsspitze öffentlich erklärt hat, dass den Devesern weiteres Gewerbe nicht zuzumuten ist und dennoch im Konzept – am Deveser Kreuz – eine Erweiterung angeführt wird.

1. Ausgangslage

Das Papier versteht sich nach Aussagen des Verfassers, als Diskussions- und Beratungsgrundlage. Es lädt zu ergänzenden Vorstellungen und Änderungswünschen ein, die wir gerne einbringen. Nach intensivem Studium kommen wir zu folgendem Rèsumè.

• Das Ursprungsproblem gliedert sich in vier Punkte auf:

  • Hemmingen ist kein Wirtschaftsstandort,
  • hat keine neue Gewerbefläche anzubieten,
  • verfügt nur über geringe GewSt Einnahmen und
  • sucht nach einem schlüssigen und ertragsbringen-den Gewerbe-Entwicklungs-Konzept.

2. Ist Zustand

Die Analyse des Ist-Zustandes beschäftigt sich nur mit dem Aufzählen der vorhandenen Branchen, aber nicht mit deren Ertragskraft und wichtiger noch: nicht mit den zu erwartenden GewSt Zahlungen, die für den negativen Stadthaushalt von großer Bedeutung sind.

Der geistige Überbau von Visionen, Entwicklungszielen, Imagesäulen, Profilierungspunkten, etc. scheitert an der profanen Feststellung, dass Hemmingen als einzige Stadt in der Region über keine neue Gewerbefläche verfügt.

3. Soll – Zielsetzung

Um dieser Not zu entfliehen, wird versucht, sich durch Pilotprojekte mit Modellcharakter in die Zukunft zu denken. Der Entwurf fokussiert sich einseitig auf wissensintensive Branchen, die Kreativwirtschaft, Existenzgründer und Nutzern von Coworking Space (Gemeinschaftsbüro).

Diese Unternehmen zeichnen sich durch ein hohes Niveau an intellektueller Qualifikation aus, sind aber nicht für überbordende Gewinne bekannt. Sich jetzt und in der Nach-Coronazeit auf das Büroflächengewerbe auszurichten, ist ein gefährliches Unterfangen, da sich das Segment nachhaltig verändern wird. Künftig ist das Homeoffice die neue Normalität. Firmen werden ihre Büroflächen dem sinkenden Bedarf anpassen. Auch wenn Gemeinschaftsbüros boomen sollten, den zu erwartenden Überhang werden sie nicht auffangen. Das neue Platzangebot in Gemeinschaftsbüros sagt nichts über die Gewinnaussichten der in ihnen arbeitenden Neugründer aus. 80 % und mehr sind erfolglos. Mit dem vorliegenden Konzept richtet sich die Stadt auf ein risikoreiches Experiment aus, während unsere Nachbarstädte bekannte und gewinnträchtige große Firmen ansiedeln – sie z.B. kürzlich in Laatzen mit der Fa. Kraussmaffei.

Wenn sich die Ungewissheit über die Aussichten des Konzeptentwurfes erst durch Machbarkeitsstudien, subventionierte Büroflächen, Ankauf von Immobilien oder die völlig unsicheren Dudler-Bauten als Ankerbaustein aufklären lässt, dann sollte man die empfohlene Ansiedlungspolitik vom Kopf auf die Füße stellen, indem man sich auf Sparten konzentriert, die für nachhaltiges Gewinnpotenzial und GewSt Zahlungen bekannt sind.

4. Schlussfolgerung

Die alleinige Ausrichtung auf Betriebe und Büronutzer mit ungewissen Einnahmeaussichten, kann sich unsere Stadt – durch den hohen Schuldenstand – nicht erlauben. Sie sollte also an die Ansiedlung größerer, zukunftsfähiger, ertragsbringender Branchen denken; u.a. zum Beispiel: Verkehr, Lager, Transport; Maschinen u. Anlagesteuerung ; Metallverarbeitung, Anlagebau, Montage, Elektro ; Holz- u. Kunststoffverarbeitung. ;Auch der mediale, geistes- und sozialwissenschaftliche Sektor kommt in Betracht, aber nicht als Haupt- und Einzelthema.

Dieser bewährte Branchenmix lässt sich nicht auf Restflächen von 3 ha + 5 ha in Devese ansiedeln und führt zurück zum Grundproblem, dass nur zusammen mit der Region Hann. zu lösen ist.

5. Komplett neuer Ansatz

Ausreichend Fläche für o.a. Gewerbe ist im Süden Arnums vorhanden, entweder noch auf Hemminger Boden oder in Kooperation mit Pattensen weiter südlich. Auf jeden Fall, ohne Bürger in Wohngebieten zu belasten. Eine Fläche von 20/30 ha – ggf. im Landtausch mit Pattensen – ist geradezu ideal für ein Gewerbeansiedlung. Sie ist verkehrsmäßig an die B3 – und später an die geforderte Straßenbahn – angebunden und lässt alle Autobahnen schnell erreichen. Auch die zukünftigen Arbeitnehmer finden vorzügliche Wohnqualität in Hemmingen oder Pattensen.

Wir können und dürfen die nächsten Jahren nicht duldend damit verbringen, das Nichtvorhandensein von neuer Gewerbefläche zu beklagen. Die Region ist für eine Raumaufteilung der Städte zuständig, die es erlaubt, in ausreichendem Maße GewSt zu generieren. Wir können doch nicht über Jahren eine ungerechten Flächenaufteilung wie eine Bestrafung oder ein nicht zu änderndes Schicksal hinnehmen. Darum muss die klare Forderung auf Änderung dieser Misere an die Region gestellt werden. Wenn die Fläche nicht vorhanden ist, muss die entsprechende Ortsgrenze verlegt oder durch Landtausch mit der Nachbargemeinde – wie auch in Laatzen schon geschehen – geschaffen werden.

6. Weiteres Vorgehen

Das Erstellen des Konzeptentwurfes hat Monate gedauert. Nach Veröffentlichung bleibt dem Bürger aber nur wenige Tage, um es aufzunehmen. Schon am 7.9. wird es im Ausschuss besprochen, um dann am 24.9.20 beschlossen zu werden. Es gibt absolut keinen Grund, warum so ein – besonders für Devese – wichtiges Konzept in nur vier Wochen durchgepeitscht werden soll – auch noch ohne jede Bürgerbeteiligung. Wir fordern zumindest ein öffentliches  Bürgergespräch, damit unser Anliegen behandelt wird. In der Vergangenheit wurden in dieser Sache unsere Ängste, Sorgen und anderen Ansichten nicht beachtet und verschwanden in der Ablage. Die Bürger sollten anlässlich der kommenden Wahl des Rates entscheiden können, welche Partei die von uns geforderte Entwicklung neuer Gewerbeflächen in Hemmingen-Süd unterstützt.